Manchmal kann es passieren, dass (aus welchem Grund auch immer) eine Aufnahme oder gar eine ganze Serie überbelichtet ist. Das ist meist ärgerlich, da der Bearbeitungsaufwand dann exponentiell ansteigt.

Aber ist es nicht allzu schlimm, dann besteht Hoffnung, zumindest ein vorzeigbares Ergebnis zu bekommen. Beispielsweise habe ich bei fast Vollmond und klarem Himmel versucht, das Stephans Quintett aufzunehmen. Die eingestellten 8 Minuten erwiesen sich als zu lang. Die Rohbilder sahen entsprechend aus:

Der Grünstich kommt von meinem Citylight Filter, der Streulicht von Strassenlaternen ausblendet. Normalerweise ist kaum noch ein Weissabgleich nötig, aber bei einer so drastischen Überbelichtung muss man radikal eingreifen.

Das Histogramm der Aufnahme zeigt deutlich, dass der grüne und der blaue Farbkanal deutlich höhere Sättigung zeigen als der rote Kanal. (rot links, blau und grün gleich auf rechts)

Was bedeutet das? 

Der Tonwertumfang gibt die Abstufungen an, mit denen ein Farbkanal dargestellt wird. Bei einem 8 Bit Bild sind es 256 Abstufungen oder von 0 bis 255. Leider bietet meine Photoshopversion noch keine 100% Berabeitungsfreiheit bei 16 Bit Fotos und so muss man eben mit 256 Stufen pro Kanal leben. Das ist nicht gerade viel, denn die Zahl der von vorneherein vorhandenen Abstufungen ist ein direkter Indikator für die "Glätte" des Bildes. Das bedeutet ein Spielen an den Pfeilen unter der Kurve verringert die Anzahl der Abstufungen der einzelnen Farbtöne und das führt zu einer Vergröberung. Ist das Bild nicht überbelichtet, so muss nicht viel an den Tonwerten verändert werden und die Qualität des Einzelbildes bleibt weitgehend erhalten.

Das erste was nun zu tun ist, ist das Angleichen der beiden Berge im Diagramm. Wie erreicht man das?

Man wählt oben im Kasten Kanal zuerst den Blaukanal aus.

 

Nun wird nur der Blaue Kanal bearbeitet und Grün sowie Rot bleiben unverändert. Jetzt verschiebt man die Pfeile unter der Kurve in folgender Weise:

Das bewirkt, dass der Tonwertumfang für Blau neu definiert wird. Alle links vom schwarzen Zeiger und rechts vom weissen Zeiger fällt für die weitere Bearbeitung weg. Die Kurve wird auseinander gezogen. Zur Erläuterung: Der weisse Pfeil setzt die Farbe Weiss neu und der Schwarze Pfeil definiert einen neuen Wert für Schwarz. Wird der Abstand zwischen beiden verringert, gibt es als weniger Grautöne, was zur oben genannten Vergröberung führt. Denn auch die Farbkanäle können wie Schwarzweissbilder behandelt werden, die eben keine Grauabstufungen sondern Grün-, Blau- und Rotabstufungen haben.

Der gleiche Schritt wird nun mit dem Grünkanal durchgeführt.

Vorher ein ähnliches Diagramm wie beim Blaukanal. Der Grünkanal ist meist der stärkste (mit dem breitesten Berg), da CMOS Chips in Digitalkameras doppelt soviele Grüne Pixel aufweisen wie Rote oder Blaue. Nicht zu letzt, weil das menschliche Auge hier sein Leistungsmaximum hat.

Verschoben sieht das dann so aus:

Der rote Kanal ist praktisch nicht überbelichtet und kann fast sein gesamtes Spektrum an Tonwerten behalten. Hier muss nur eine Kleine Korrektur vorgenommen werden, um den Weissabgleich im Bild zu erhalten.

 

Das Ergebnis der Bearbeitung ist nun folgendes Tonwertdiagramm:

Blau, Rot und Grün sind nun in einer Kurve vereint und dies hatte auch Auswirkungen auf das Rohbild.

Noch lange nicht am Ziel, aber auf dem Weg dahin. Der Hintergrund ist unregelmässig ausgeleuchtet und normalerweise würde man das durch ein Flatfield beheben, aber im Notfall tut es ein künstliches Flatfield auch. Der Hintergrund wird durch Verschieben des Mittleren Reglers für alle Kanäle und den Grünkanal ein wenig gedämpft und nähert sich immer mehr einem normalfarbigen Bild.

Nachdem ein Flatfield oder eben eine Funktion zur künstlichen Generierung eines Flatfields zum Einsatz kam, sieht die Tonwertkurve wieder schön glatt aus:

Die Helligkeit wird nun noch angepasst:

Nun ist es fast geschafft! Das Ergebnis der bisherigen Arbeit kann sich schon sehen lassen.

Wenn jetzt ein wenig am Mittleren Regler für den RGB-Kanal gedreht wird, werden auch schwächere Details der Galaxien besser hervorgehoben.

Den heller Fleck in der Mitte erledigen wir durch manuelles Nachbelichten. Mit einem Wirkungsgrad von 15% erhalten wir folgendes fast perfektes Ergebnis:

Die selektive Farbkorrektur erlaubt es, gezielt einzelne Farbtöne zu bearbeiten.

Die störenden Rottöne an den Rändern werden so verringert.

Die ganze Prozedur muss selbstverständlich an allen Rohbildern vorgenommen werden. Dies geschieht, weil eventuell entstehende Vergröberungen nach einem späteren Mitteln wieder abgeschwächt werden.

In diesem Fall wurden 8 Einzelbilder gemittelt und das Ergebnis noch mit dem Abwedelwerkzeug nachbearbeitet, um lokal an Galaxien die schwächeren Ausläufer besser hervorzuheben.

Fertig ist das Resultat. Eine Menge Arbeit, aber so muss man sich nicht in Grund und Boden ärgern, wenn bei der Belichtung mal was schief ging.